Kegelsportverein "GRÜN-WEISS" 1919 Hagenest e.V.   

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen Donnerstags zwischen 17 und 22 Uhr beim offenen Training vorbeizuschauen!

Artikel in der Gemeinsamen Zeitung aus dem Jahr 2019 anlässlich des 100-jährigen Bestehens:

 

 

 

 

Chronik aus dem Jahr 1994 anlässlich des 75-jährigen Bestehens:

Abräumer, in die Vollen und „Ratten“

75 Jahre organisiertes Kegeln in Hagenest.

 

Die Freunde des Kegelsports in Hagenest können im Mai dieses Jahres auf 75 Jahre organisiertes Kegeln zurück blickenGekegelt aber wurde im Ort schon viel früher. Als Hermann Rothe (1820 - 1874) den Gasthof Hagenest 1851von seinem Vater Gottfried Rothe übernahm, gehörte es zu seinen ersten Aufgaben, einen Anbau an das Wohnhaus mit Kegelbahn, Vereinszimmer und Saal errichten zu lassen. Seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts also rollt in Hagenest die Kugel, wird im Dorf das Kegelspiel betrieben, jene Sportart, die 1157 erstmals urkundlich erwähnt wird und auf das gezielte Steinstoßen der Germanen nach 3,7 oder 9 Holzklötzen zurück geführt wird.

Waren es vor dem 1.Weltkrieg Mitglieder des 1898 gegründeten Sportvereins Hagenest - Wildenhain, des im gleichen Jahr konstituierten Militärvereins

Hagenest- Wildenhain sowie Gasthofbesucher die nach den runden Holz griffen, so erlebte nach dem 1.Weltkrieg der Kegelsport auf der Hagenester Bahn viele Höhepunkte.

Mit Bildung des Kegelklubs „Vollkraft" im Mai 1919, dem im Durchschnitt 15 bis 20 Kegler angehörten, kamen u.a. auch Leipziger Mannschaften ins Dorf, fuhren die Hagenester nach Auswärts. Der Kegelklub „Vollkraft" war bis Ende 1932 dem Arbeiterkegelbund zugehörig. Mit der faschistischen Machtübernahme kam im Frühjahr 1933 zunächst auch das Aus für die Hagenester Kegler. Das Vermögen des Vereins wurde eingezogen. Doch ich zitiere aus dem Bericht des Ramsdorfer Gendarmen vom 24.2.1934 „Der Kegelklub Vollkraft" ist nach Angaben seines Kassierers, des in Hagenest Nr.52 wohnenden Elektrikers Hugo Schütze, im Dezember 1932 aus dem Arbeiterkeglerbund ausgeschieden. Lt. Kassenbuch sind die letzten Beiträge am 6.12.1932 an den Bund gezahlt worden. Der Klub zählt gegenwärtig noch 11 Mitglieder. Infolge Erwerbslosigkeit hat der Spielbetrieb fast völlig geruht. Es wurde von der Auflösung Abstand genommen, das Vermögen vorläufig beschlagnahmt. Weiter ist der Polizeiakte vom 16.3.1934 zu entnehmen, dass das beschlagnahmte Vermögen an den Kegelklub „Vollkraft" mit 19 Karteikarten zurückgegeben wurde. In den 20er Jahren gab es vorübergehend auch einen Frauenklub, der sich „Rollendes Glück" nannte.

 

Auch während des 2. Weltkrieges kam der Kegelsport in Hagenest nicht zum Erliegen. Immer fanden sich kleine Gruppen älterer Männer, die etwas Entspannung in den Wirren der Zeit beim Kegeln suchten. Belebt wurde der uralte Volkssport gegen Ende der 40er Jahre erneut. Neben den Altkeglern im Klub „Vollkraft" bildete sich Pfingsten 1949 der Verein „Jungkraft", zu dessen Gründern die Brüder Joachim und Horst Lägel, Erich Winter, Martin Werner, Günter Hofmann, Alfred Gaida, Horst Müller u.a. zählten. Insgesamt waren es im Gründungsjahr rund ein Dutzend männliche Hagenester, die einen Teil ihrer Freizeit im" Kegelschuppen" verbrachten. Lange blieben die Hagenester Vereine nicht selbständig. Im Herbst 1949 wurden sie ein Teil der BSG „Aktivist" Ramsdorf, die finanziell das Braunkohlenwerk Regis unterstützte.

 

Bald gesellten sich zur 1. „Jungkraft " eine 2. Männermannschaft, eine Damen- und eine Jugendmannschaft. Im Punktspielbetrieb stehen die Hagenester seit 1950 bzw. 1951. Allen am Kegelsport interessierten Bürgern beiderlei Geschlechts des Kreises ist bekannt, dass die Hagenester keine leichten Gegner waren und sind. Das zeigt sich u.a. darin, dass Kreismeistertitel, Bezirkspokale ins Dorf geholt wurden und die erfolgreiche Teilnahme an Landessportpokalkämpfen ist nachweisbar. Mehrmals wurden sowohl die Frauen als auch die Männer Kreismeister. Eine Sportfreundin qualifizierte sich bis zu den Frauenkämpfen zur damaligen DDR-Meisterschaft. Die Hagenester Frauen spielten in der Bezirksklasse, die Männermannschaft in der Bezirksliga. Einen weiteren Aufstieg verhinderte die heimische Anlage, die nur 2 Bahnen aufweisen kann, 4 aber müssen es sein, um ganz nach oben zu kommen. Ausgenommen von dem Ausbau der Hagenester Kegelbahn zur Bundesbahn (Asphaltbahn) 1929, investierten die Kegelfreunde besonders seit den 50er Jahren bis zur Gegenwart viel Zeit und Schweiß in ihre Sportstätte. So wurde 1957 die Kegelbahn modernisiert, das heißt, durch das Beseitigen eines Trenngitters aus Holz und kleine Umbauten wurde mehr Platz für Kegler und Zuschauer geschaffen. In Eigeninitiative bauten1961 die „Kegelbrüder" mit Unterstützung anderer Bürger die Bahn zur Doppelbahn aus. Das war möglich geworden, da seit den 2. Januar genannten Jahres der Gasthof Gemeindebesitz war (Kauf von Pohle).

 

Das sogenannte Vereinszimmer wurde dabei mit beansprucht. Es entstanden außer der Doppelbahn ein Umkleideraum, Toilettenanlagen, eine kleine Küche und die Terrasse. Die Einweihung der Doppelbahn vollzog sich am 3. Dezember 1961. Ihr war eine Festveranstaltung mit Auszeichnung der Helfer am 2. Dezember vorausgegangen. Erneut asphaltiert wurde die Doppelbahn unter Verwendung des alten Asphalts im Juni 1983 von den Sportfreunden der Sektion Kegeln. 1987 konnte eine automatische Anlage eingebaut werden.

In Vorbereitung ihres Jubiläums und weil notwendig geworden, gestalteten vor einigen Wochen die Kegler den Aufenthaltsraum mit materieller Unterstützung der Gemeindeverwaltung neu. Nicht wegzudenken aus dem kulturellen Leben unseres Dorfes sind auch die Kegler. In den 20er Jahren sorgten sie gemeinsam mit den Turnern und Fußballern des Arbeiter-, Turn- und Sportverbundes „Hoffnung“ Hagenest dafür, dass immer im Dorf etwas los war. Ich persönlich erinnere mich noch an das Stiftungsfest des Klubs „Vollkraft"

am 1. und 2. Juni 1929. Dessen Höhepunkt war für uns Kinder der Festumzug am 2. Juni und das anschließende Gartenkonzert. Bei der Gestaltung der Kinderfeste in Hagenest, die von Beginn der 50er Jahre an regelmäßig einmal im Jahr stattfanden und jetzt in Ramsdorf stattfinden, fehlten und fehlen die Kegler nie. Ein transportabler Baumelschub fand immer das volle Interesse der Kinder.

Von den politischen Veränderungen im Herbst 1989 blieb natürlich auch die Sektion Kegeln nicht unberührt. Die BSG „Aktivist Ramsdorf" löste sich 1990 auf. Das Werk Regis stellte die Unterstützung ein. Um auch weiterhin den Bürgern der Gemeinde sportliche Möglichkeiten zu bieten, kam es in Ramsdorf zur Bildung des Fußballvereins und in Hagenest zum Kegelverein „ Grün-Weiss".

 

Das noch „Ratten" geschoben, abgeräumt und in die Vollen gespielt wird, belegen die Tage von Montag bis Freitag. Montags treffen sich Ehepaare zum Familienkegeln, Dienstag lassen die Frauen die Kugel rollen, Mittwochs und Donnerstags trainieren die in der Kreisliga spielenden Aktiven der 1. und 2. Mannschaft, Freitags geben sich die Passiven, angehenden älteren Herren ein Stelldichein. Das Wochenende ist den Wett­kämpfen bzw. dem Brigadekegeln vorbehalten. Sponsor des Vereins ist gegenwärtig die Erd-und Tiefbau GmbH Globus Blumroda. Möge sie es noch lange bleiben.

Vorgesehen zur Jubiläumsfeier ist ein Tanzabend und Turnierkegeln. An diesem nehmen auch die Freunde des Partnervereins ESV Ravensburg teil. Ravensburg ist eine Kreisstadt in Bad.-Württ. -nördlich von Friedrichshafen gelegen. Die Stadt hat 43 000 Einwohner. Beide Vereine besuchten sich 1993 gegenseitig.

Der Verein „Grün-Weiss" hat gegenwärtig 54 eingeschriebene Mitglieder. Nicht alle haben ihr Zuhause im Ort. Wildenhain, Ramsdorf, Lucka und selbst Borna sind weitere Wohnstätten. Vorsitzender des Vereins ist Werner König.

75 Jahre organisiertes Kegeln in Hagenest.

Dass noch weitere Jahrzehnte die Kugeln rollen, davon bin ich überzeugt. Deshalb ein

„GUT HOLZ“

A. Skur

1994